Was geschieht in der Paartherapie?

 


Ein zentraler Aspekt der Paartherapie ist, dass beide Partner*innen darin unterstützt werden, schwierige Themen anzusprechen, die sonst unausgesprochen bleiben. Dies können Ängste, Verletzungen oder persönliche Offenbarungen sein, die heikel sind, weil man befürchtet, den anderen zu verletzen.

Häufig befindet man sich in einem Dilemma: Man möchte etwas Wichtiges mitteilen, hat jedoch Angst, der anderen Person dadurch weh zu tun. In der Therapie gibt es Raum, diese schwierigen Themen zu benennen, ohne gleich in alte Muster wie Vorwürfe, Schuldzuweisungen oder Opferrollen zu verfallen.

In der Paartherapie geht es oft darum, einen genauen Blick auf die Entwicklung einer Beziehung zu werfen. Es wird untersucht, wo das Paar aktuell steht, welche Ressourcen und Stärken die beiden Partner*innen in die Beziehung einbringen und welche Themen zu Konflikten oder Spannungen führen. Ein zentraler Aspekt ist es, herauszufinden, wohin die Beziehung gehen soll: Welche Ziele und positiven Visionen hat das Paar für die gemeinsame Zukunft? Wie kann die Beziehung weiterentwickelt werden?

Als Therapeutin besteht meine Aufgabe darin, die Partner*innen achtsam zu begleiten und ihre Stärken sichtbar zu machen. In Krisenzeiten stehen oft die Schwierigkeiten im Vordergrund, aber wenn ein Paar seine Stärken wieder aktiviert, kann dies den Weg zu neuen Möglichkeiten eröffnen. Der Therapieraum bietet die Chance, sich auf die vorhandenen Ressourcen zu besinnen und gemeinsam eine positive Entwicklung zu skizzieren.

Gleichzeitig geht es darum, herauszufinden, was einer erfüllten Beziehung im Weg steht. Oft sind es eingefahrene Kommunikationsmuster oder Beziehungsdynamiken, die die Verbindung belasten. Manchmal spielen aber auch individuelle Eigenheiten, geprägt durch die Lebensgeschichte oder familiäre Hintergründe, eine Rolle. Diese tieferliegenden Einflüsse zu erkennen und zu verstehen, ist ein wichtiger Schritt, um den Weg für eine gesündere und harmonischere Beziehung freizumachen.

Meine Rolle als Therapeutin

Raum für beide Partner*innen schaffen
Ich achte darauf, dass beide Partner*innen die Möglichkeit haben, ihre Perspektive in einer Atmosphäre des Respekts und der Achtsamkeit zu teilen. Dies ist besonders wichtig, weil in vielen Beziehungen eine Person weniger Gehör findet, entweder weil sie sich weniger artikulieren kann oder weil die andere dominiert. Meine Rolle besteht darin, die Balance wiederherzustellen.

Respekt und Achtsamkeit fördern
Ich unterstütze das Paar dabei, die Kommunikation auf eine respektvolle und wertschätzende Ebene zu bringen. Oft sind es die kleinen Nuancen in der Wortwahl oder der Tonfall, die das Gespräch in eine negative Richtung lenken können. Meine Rolle als Therapeutin ist es, achtsam zu moderieren, sodass das Gespräch nicht in gegenseitigen Vorwürfen endet, sondern ein konstruktiver Austausch möglich wird. Dies fördert nicht nur den gegenseitigen Respekt, sondern kann auch langfristig dazu beitragen, die Art und Weise, wie das Paar miteinander kommuniziert, zu verändern.

Gegenseitiges Verständnis fördern
Oftmals hören Partner*innen einander zwar zu, aber sie verstehen nicht, was die andere Person wirklich meint oder was hinter den Aussagen steckt. Ich vermittle und helfe, die Sichtweisen und Gefühle des Gegenübers nicht nur zu hören, sondern auch wirklich zu verstehen. Dies geht oft über die oberflächliche Ebene des Gesagten hinaus, indem ich den Partner*innen helfe, emotionale Tiefe zu erkennen und sich in die Lage des Gegenübers hineinzuversetzen. 

Angriff und Verteidigung durchbrechen
Viele Paare stecken in einem Muster von Angriff und Verteidigung fest, was die Kommunikation blockiert. Meine Aufgabe ist es, diese Dynamik bewusst zu machen und dabei zu helfen, sie zu durchbrechen. Ich schaffe einen sicheren Raum, in dem es möglich ist, aus diesen festgefahrenen Mustern auszusteigen und neue, gesündere Wege des Umgangs miteinander zu entwickeln. Indem ich aktiv moderiere, rege ich die Partner*innen dazu an, nicht sofort auf Abwehr zu gehen, sondern stattdessen zuzuhören, zu reflektieren und dann zu antworten.

Struktur und Orientierung im Prozess
Viele Paare kommen in die Therapie, weil sie selbst nicht wissen, wie sie ihre Probleme angehen sollen. Hier gebe ich Orientierung, indem ich Fragen stelle, Themen priorisiere und einen klaren Fokus setze. Dies gibt den Sitzungen eine Richtung und sorgt dafür, dass sich das Paar nicht in den Problemen verliert, sondern Schritt für Schritt auf Lösungen hinarbeitet.

Klarheit und Fokussierung
Ich helfe dem Paar, zu definieren, woran es arbeiten möchte, welche Themen aktuell am dringendsten sind, und wie die einzelnen Sitzungen genutzt werden sollen. Diese Fokussierung ist entscheidend, um Fortschritte zu erzielen, da viele Paare von einem Thema zum anderen springen, ohne wirklich zu einem Punkt zu kommen.

Einbringen von Anregungen und Inputs
Ich gebe nicht nur Raum, sondern auch Anregungen und Inputs. Dies können neue Perspektiven sein, oder auch konkrete Techniken, um die Kommunikation oder das Verständnis zu verbessern. Ich gebe dem Paar Werkzeuge an die Hand, mit denen es auch ausserhalb der Sitzungen weiterarbeiten kann.

Glaubenssätze und Überzeugungen reflektieren
Oftmals sind es tief verwurzelte Gedanken oder Muster, die das Verhalten in der Beziehung beeinflussen. Diese können sowohl konstruktiv als auch destruktiv sein. Meine Rolle besteht darin, diese bewusst zu machen und mit dem Paar zu reflektieren, welche Überzeugungen die Beziehung stärken und welche sie schwächen. Durch diesen Prozess können die Partner*innen lernen, destruktive Muster loszulassen und neue, konstruktive Wege zu finden, um mit Herausforderungen umzugehen.

Emotionen und Gefühle zugänglich machen
Ich trage dazu bei, dass die Partner*innen Zugang zu ihren Emotionen finden, die vielleicht im Laufe der Zeit unterdrückt wurden oder schwer zu äussern sind. Gerade in festgefahrenen Beziehungen fällt es oft schwer, über die wahren Bedürfnisse, Ängste oder Sehnsüchte zu sprechen. Meine Rolle ist es, diesen Raum zu schaffen und das Paar dabei zu unterstützen, sich Gefühlen zu öffnen und sie auf eine achtsame Weise zu teilen.

Ressourcen und Stärken hervorheben
In Krisenzeiten neigen Paare oft dazu, nur noch die Probleme zu sehen. Ich helfe ihnen sich daran zu erinnern, welche positiven Aspekte sie in ihrer Beziehung haben und wie sie diese wieder stärker in den Fokus rücken können. Das gibt ihnen Hoffnung und Motivation, an der Beziehung zu arbeiten, anstatt sich nur auf die Schwierigkeiten zu konzentrieren.